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Ein Festival der Zukunft

NEW BUSINESS Export - NB EXPORT 2/2023
Mehr als 1.500 Künstler:innen, Wissenschaftler:innen, Entwickler:innen, Designer:innen und Aktivist:innen wirkten am Festival mit. © vog.photo

Die Ars Electronica machte Linz dieses Jahr wieder zum Schauplatz eines internationalen Spektakels ...

... das die zahlreichen Anwesenden aus 88 Nationen einen Blick aus der Gegenwart in die vielen möglichen Zukünfte werfen ließ.

Nach drei Jahren auf dem grünen Campus der Johannes Kepler Universität gastierte die Ars Electronica diesen September wieder in den stahlbetongrauen Hallen und Katakomben der Postcity – und an 13 weiteren Locations in der Linzer Innenstadt. 1.542 Künstler:innen, Wissen­schaftler:innen, Entwickler:innen, Designer:innen und Aktivist:innen aus 88 Ländern wirkten am Festival mit, das auch in diesem Jahr als „Green Event“ umgesetzt wurde.

Dazu kamen 75 Studierende aus 43 Ländern, die am gemeinsam mit dem IDSA (Institute of Digital Sciences Austria) durchgeführten FOUNDING LAB teilnahmen. 338 Partner:innen und Sponsor:innen sowie 434 Mit­arbei­ter:innen machten es möglich, 650 Ausstellungsobjekte zu präsentieren und 575 Veranstaltungen anzubieten.

Ein Aufwand, der sich lohnte. „Inklusive des Pre-Opening-Walks verzeichnete diese Ars Electronica mehr als 88.000 Besuche“, freut sich Gerfried Stocker, künstlerischer Geschäftsführer von Ars Electronica, über den großen Publikumszuspruch. „Es war ein richtig tolles Festival. Ein Riesendanke an alle, die daran mitgewirkt haben.“

Digitale Revolution in der POSTCITY
20 Kilometer Stromkabel, 550 Stück Zehn-Meter-Verlängerungskabel und 550 Stück Fünf-Meter-Verlängerungs­kabel, 800 Steckdosenverteiler, 400 Screens, 75 Projektoren, 75 Notebooks, 150 PCs und 100 Raspberry Pi, 60 Ausstellungswandmodule, 430 Tische und 2.100 Sessel, hunderte Pflanzen etc., etc. – es ist eine endlos lange Liste an Dingen, die das Festivalteam benötigte, um die Postcity in Szene zu setzen, die von 6. bis 10. September 2023 für Begeisterung sorgte. Hallen, Rampen, Katakomben und Eisenbahngleise wurden zu Bühnen, Foren, Werkstätten und Labors, in denen das Publikum allerorts auf Pionier:innen der digitalen Transformation treffen konnte. 

Zukunft in allen möglichen Facetten
Eine ganze Reihe dieser Pionier:innen tummelte sich in der Postcity. Zu den internationalen Gästen zählte etwa Wikipedia-Mitgründer Jimmy Wales aus den USA, der in einer so unterhaltsamen wie treffenden Keynote die Limits, aber auch Potenziale generativer KI-Systeme aufzeigte und in einer eigenen Session mit den Studierenden des FOUNDING LAB über das IDSA diskutierte.

Karen Hao, ebenfalls aus den USA, machte mit ihrem Vortrag bewusst, dass wir drauf und dran sind, eine Ära des KI-Kolonialismus einzuläuten, in der dem Globalen Norden (erneut) alle Benefits, dem Globalen Süden hingegen (weiterhin) nur wirtschaftliche Ausbeutung und ökologische Katastrophen bleiben.

Fabian Scheidler aus Deutschland zeigte aus Sicht eines Künstlers, Autors und Journalisten, dass Technologie stets ökonomische und politische Machtstrukturen widerspiegelt und wir deshalb unsere sozialen Strukturen verändern müssen, um eine andere – inklusivere und gerechtere – Technologie zu bekommen.

Mit von der Partie war auch das von der Johannes Kepler Universität eingeladene deutsche Kollektiv Rimini Protokoll, das mit seinem Theaterstück „Uncanny Valley“ fragte, wie es sich wohl anfühlen wird, wenn unsere robotischen Zwillinge einmal stärker, intelligenter, verständnisvoller und beliebter sind als wir, die Originale.

Der irische Filmemacher Richard Mosse zeichnete mit seiner 20 Meter langen Projektion von „Broken Spectre“ im Bunker der Postcity jenes soziale und ökologische Drama nach, das Tag für Tag in der Pan-Amazonasregion seinen Lauf nimmt.

Luc Gut und Rolf Hellat aus der Schweiz verzückten das Publikum mit ihrer aus sensorbestückten Sesseln, Backformen, Kleiderbügeln und Vasen gebauten Klanginstallation „Oszilot“.

Markus Poschner und das Bruckner Orchester Linz lieferten gemeinsam mit einem unglaublich schnell rappenden Def Ill, der isländischen Kontrabassvirtuosin Bára Gísladóttir und Visualisierungen von Cori O’Lan eine große Konzertnacht ab, die für anhaltende Begeisterung im Publikum sorgte.

Und dann waren da noch unter anderem junge Tüft­ler:in­nen, die selbst gebastelte Low-Tech-Roboter beim jährlichen Hebocon in den Ringkampf schickten – und die Zuschauer:innen am First Floor der Postcity mitfiebern ließen.

Start einer neuen Universität
„The magic happens when different disciplines bump into each other!“ Das FOUNDING LAB ist eine Kooperation zwischen dem Institute of Digital Sciences Austria (IDSA) und Ars Electronica – und zugleich der erste Studienakzent der neuen Technischen Universität, deren Gründung 2020 beschlossen wurde. Ziel der Zusammenarbeit ist die Identifizierung, Entwicklung und Präsentation neuer Bereiche, Ansätze und Formate, die sich mit den Herausforderungen der digitalen Transformation auseinandersetzen.

75 Studierende und 20 Fellows aus verschiedenen Ländern, Kulturen, Forschungsdisziplinen, der Kunst, der Wirtschaft und Zivilgesellschaft machten das FOUNDING LAB zu genau dem, was das IDSA und Ars Electronica sich erhofft hatten: ein inspirierendes Kick-off einer neuen Universität, die von Beginn an Dialogbereitschaft, Inklusion und Innovation lebt. Neben Gründungspräsidentin Stefanie Lindstaedt nutzte auch Bildungsminister Martin Polaschek die Chance, sich intensiv mit den Studierenden auszutauschen.

Nach dem Festival ist vor dem Festival
Die Ars Electronica 2023 ist also Geschichte. Aber das nächste Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft kommt bestimmt – und zwar von Mittwoch, 4. bis Sonntag, 8. September 2024 in Linz. (RNF)


INFO-BOX
Über das IDSA – Institute of Digital Sciences Austria
Das IDSA, eine wegweisende Universität in Linz, wurde 2022 gegründet und widmet sich in Forschung und Lehre allen Dimensionen der Digitalisierung und ihren transformativen Auswirkungen auf Wissenschaft, Kunst, Gesellschaft und Wirtschaft. Die Universität ist auf Interdisziplinarität und interuniversitäre Zusammenarbeit aufgebaut. Sie richtet sich an Studierende, die sich für das Zusammenspiel von technischen, naturwissenschaftlichen, wirtschaftswissenschaftlichen, juristischen, sozial-, geistes- und kulturwissenschaftlichen sowie künstlerischen Disziplinen interessieren. Im Rahmen des IDSA x Ars Electronica FOUNDING LAB arbeiteten Studierende und IDSA Fellows aus verschiedenen Bereichen und mit unterschiedlichem Hintergrund zusammen, um die Auswirkungen der digitalen Transformation auf die Zukunft von Natur, Technik und Mensch zu hinterfragen, zu diskutieren und zu gestalten.