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Was hat die EU für uns getan?

Die vielen Errungenschaften, die jede:r Einzelne den Grundfreiheiten des EU-Binnenmarkts zu verdanken hat, werden als ­selbstverständlich angesehen.

Jetzt mal ganz unter uns: Was, frage ich Sie, hat die EU jemals für uns getan? Also gut, außer den Grundfreiheiten freier Warenverkehr, Personenfreizügigkeit, Dienstleistungs- und Niederlassungsfreiheit sowie der Freiheit des Kapital- und Zahlungsverkehrs. Oder vielleicht auch dem deutlichen Anstieg der Exportquote seit dem EU-Beitritt.

Jaja, auch das Einkommen der Österreicher ist überdurchschnittlich gewachsen, schon klar. Na gut, unter Umständen gab es auch eine deutliche Kostenersparnis für Exporteure durch den Wegfall der Grenzkontrollen innerhalb der EU. Klar, die Investitionen ausländischer Unternehmen in Österreich sind auch gestiegen. Okay, dass mehr als 3.600 Normen auf EU-Ebene harmonisiert wurden, was für mehr Einheitlichkeit und leichtere Zusammenarbeit sorgt, das versteht sich doch von selbst. Aber, ich frage Sie, was hat die EU sonst je für uns getan?

Es gibt etwas zu feiern!
Ich denke, Sie verstehen, worauf ich damit hinauswill. Dieses Jahr wird der 30. Geburtstag eines gigantischen Meilensteins in der europäischen Geschichte begangen. Seit drei Dekaden gibt es den europäischen Binnenmarkt, und seit 1995 ist auch Österreich ein Teil davon. Aber es werden keine Paraden veranstaltet und keine Partys gefeiert. Zumindest habe ich nichts davon mitbekommen. Kaum jemand scheint ein Wort darüber zu verlieren.

Die vielen Errungenschaften, die jede:r Einzelne den Grundfreiheiten des EU-Binnenmarkts zu verdanken hat, werden als selbstverständlich angesehen. Das fällt erst auf, wenn aus irgendwelchen Gründen dann doch mal wieder eine Grenze dichtgemacht wird. Wobei „dicht“ wahrscheinlich – und zum Glück – eine eventuell etwas übertriebene Wortwahl ist.

Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als der länder­überschreitende Warenverkehr große Ähnlichkeiten mit einem Geduldsspiel hatte, als an manchen Grenzen schwer bewaffnete und grobschlächtige Hünen die ­Abteile der Züge aufs Genaueste und bis hinter die Vertäfelung der Wände kontrollierten und es nicht so einfach war, seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt mir nichts, dir nichts in ein anderes Land zu verlegen. Sie vielleicht auch? Dorthin möchte ich persönlich auf keinen Fall wieder zurück, denn ich habe von diesen Verbesserungen sehr profitiert. Und Österreichs Wirtschaft ebenfalls.

Meilensteine haben Ecken und Kanten
Natürlich hat auch dieser Meilenstein Ecken und Kanten – das haben Meilensteine so an sich – und da oder dort muss er noch etwas geschliffen werden, damit der Diamant, der darin steckt, erst so richtig zur Geltung kommt und strahlen kann. Wie so vieles ist auch das „Work in Progress“. Aber die Arbeit, die reingesteckt wird, ist es wert! Davon bin ich überzeugt. Und ich finde, das könnte ruhig noch ein bisschen mehr gefeiert werden.

Lassen Sie sich doch von meiner Feierlaune anstecken!
Das wünscht sich

Ihr Rudolf Felser,
Chefredaktion NEW BUSINESS EXPORT-Magazin