Der steirische Chip- und Sensorenhersteller ams-Osram dampft nach dem Verlust seines einzigen Kunden für MicroLED die Entwicklung der neuartigen Technik fast vollständig ein. Mehr als 500 Beschäftigte verlieren ihren Arbeitsplatz, die meisten davon im malaysischen Kulim, sagte Vorstandschef Aldo Kamper am Freitag in einer Telefonkonferenz.

Einige Betroffene könnten aber in Projekten für den Einsatz der pixelgroßen Leuchtdioden in der Autoindustrie eingesetzt werden, wo ams-Osram noch die größten Chancen sieht. Für die Fabrik für Acht-Zoll-Siliziumscheiben, die ams-Osram für eine Milliarde Dollar (933 Mio. Euro) in Kulim eigens für den erhofften Auftrag hochgezogen hat, werde ein Nachmieter gesucht.

Die Investitionen in die MicroLED-Technik würden heuer und im nächsten Jahr um 200 Mio. Euro gekürzt, kündigte Finanzchef Rainer Irle an. Nach Ansicht von Marktforschern werde es länger dauern, bis sich MicroLED als Ersatz für OLED durchsetzten - und dann nur in kleineren Anwendungen, so Kamper. Bei dem abgesprungenen Kunden, den das Unternehmen nicht nennt, handelt es sich Insidern zufolge um Apple. Dort sollten die MicroLED etwa in Smartwatch-Displays eingesetzt werden. Die erhoffte Zusage blieb aber aus. Ganz hat Kamper die Hoffnung auf die Technologie aber nicht aufgegeben. Es gebe Gespräche mit einem möglichen anderen Kunden. Diese seien aber zu unkonkret, um damit zu planen.

Insgesamt werde der weitgehende Ausstieg aus der MicroLED-Technik das Unternehmen 700 Mio. Euro kosten, erklärte ams-Osram. Im ersten Quartal wurden rund 630 Millionen davon bereits verbucht, was zu einem Nettoverlust von 710 (Vorjahr: minus 134) Mio. Euro führte. Im Februar hatte der Vorstand von bis zu 900 Mio. Euro Ausstiegskosten gesprochen.

Den Bau der Fabrik in Malaysia hatte Kampers Vorgänger als AMS-Chef, Alexander Everke, eingefädelt - ohne die feste Zusage eines Kunden. Kamper äußerte aber Verständnis für die riskante Entscheidung. "Dass man damals dabeisein wollte, kann ich nachvollziehen. Aber die Welt ändert sich." In den 400 Mio. Euro teuren Sale- und Lease-Back-Vertrag für Kulim soll nach den Vorstellungen ein neuer Mieter einsteigen. Interessenten gebe es genug, sagte Kamper.

Für die nächsten Jahre setzt ams-Osram mehr denn je auf die Autoindustrie als Kunden. Sie werde zumindest bis 2026 der Haupttreiber des Wachstums sein, das Kamper auf sieben Prozent pro Jahr veranschlagt. Mit Apple wären es 8 Prozent gewesen. Im ersten Quartal ging der Umsatz um 9 Prozent auf 847 Mio. Euro zurück, lag damit aber in der prognostizierten Spanne von 800 bis 900 Mio. Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) schrumpfte auf 124 (151) Mio. Euro. Kamper rechnet im zweiten Halbjahr dank neuer Aufträge mit einem anziehenden Geschäft. Die Aussicht reichte, um die AMS-Aktien in Zürich zwischenzeitlich um 6,5 Prozent auf 1,105 Franken steigen zu lassen. Gegen 14 Uhr stand die Aktie bei 1,0575 Franken, was einem Plus von 1,93 Prozent entspricht.

Die von dem Unternehmen gemeldeten Ergebnisse sind einen Tick besser als erwartet ausgefallen, schrieben die Analysten der Erste Group in einer ersten Reaktion. Der Ausblick signalisiere zwar Stagnation im zweiten Quartal, für das dritte Quartal sei aber mit einer deutlichen Verbesserung zu rechnen. Unterm Strich sehen die Erste-Analysten die Zahlen neutral für den Aktienkurs. Seit Jahresbeginn liegen die Titel weiter deutlich im Minus, noch zum Jahresstart notierten ams-Aktien um die 2 Franken.

(APA)