Viele Firmen nehmen Cyberangriffe auf die leichte Schulter © APA - Austria Presse Agentur

Die heimischen Unternehmen haben ihre Eigenkapitalquote zuletzt verbessert, sind aber bei Investitionen vorsichtig - mit Auswirkungen auf den Kreditmark, so der KSV1870 mit Verweis auf eine Onlineumfrage unter 1.200 Firmen. 57 Prozent (plus 6 Punkte gegenüber 2023) bewerten demnach ihre aktuelle Eigenkapitalsituation "sehr gut" oder "gut". 17 Prozent (2023: 21 Prozent) haben Investitionen heuer fix eingeplant. 9 Prozent (2023: 20 Prozent) planen heuer eine Kreditaufnahme.

"Insgesamt scheinen Österreichs Unternehmen dem Thema Kredit aktuell eher reserviert gegenüberzustehen. Zwar gibt es noch einige Betriebe, wo eine finale Entscheidung offen ist und abgewartet wird, wie sich das laufende Geschäftsjahr entwickelt, doch schon jetzt scheint klar zu sein, dass es am Ende des Jahres deutlich weniger Kreditvergaben geben wird als in der jüngeren Vergangenheit", so der Geschäftsführer des Kreditschutzverbands von 1870 (KSV1870), Gerhard Wagner, am Mittwoch vor Journalisten in Wien.

Auf der Wunschliste der Unternehmen ganz oben stehen würde die Senkung der Lohnnebenkosten, die Reduktion der Bürokratie und weitere Steuerentlastungen. Ebenfalls ein großes Thema ist der Arbeitskräftemangel. Sechs von zehn Unternehmen fehlen laut Umfrage Arbeitskräfte. "Der Personalmangel zieht sich quer durch alle Bereiche, besonders stark betroffen sind dabei das Gewerbe, wo 63 Prozent der Betriebe über zu wenig Mitarbeiter klagen - dazu zählt auch das Baugewerbe. Aber auch im Gesundheits- und Sozialwesen oder in der Warenproduktion fehlt es an Fachkräften", so die Gläubigerschützer.

KSV1870-Chef Ricardo-Jose Vybiral wies auf die Konsequenzen hin: "In Gesprächen und Umfragen, die wir mit den Unternehmen führen, rückt das Thema Gesundheit immer häufiger in den Fokus. Die Zahl jener, die sich aufgrund der anhaltend hohen Belastungen um die körperliche und geistige Fitness ihrer Mitarbeiter aber auch um ihre eigene Gesundheit massive Sorgen macht, wächst täglich", betonte Vybiral.

Besonders betroffen vom Mitarbeitermangel ist das Gewerbe, wo 63 Prozent einen Mangel meldeten. Deutlich schwerer mit der Rekrutierung tun sich mittlere und größere Unternehmen, von denen rund 90 Prozent händeringend suchen. Zum Vergleich: Bei Betrieben mit bis zu neun Mitarbeitern ist es nur rund die Hälfte aller Firmen. Nach Branchen betrachtet sind es vor allem die Produktionsbetriebe (67 Prozent betroffen). Nahezu gleich hoch ist der Bedarf am Bau und bei technischen Dienstleistungen.

Ein besonderes Augenmerk widmete heute der KSV1870 der Cybersicherheit. "Nicht nur, weil die Zahl der Internetkriminalität im Vorjahr laut 'Polizeiliche Anzeigenstatistik 2023' auf fast 66.000 Delikte weiter gestiegen ist, sondern auch, weil ab 18. Oktober 2024 die EU-NIS2-Richtlinie in Kraft tritt", erinnerten die Kreditschützer. Ab diesem Zeitpunkt müssten sowohl Unternehmen der "kritischen Infrastruktur", dazu zählen etwa Betriebe aus den Bereichen Medizin, Telekommunikation, Lebensmittel oder der öffentlichen Hand, als auch deren Geschäftspartner einen Nachweis über konkrete Maßnahmen in Bezug auf Cybersicherheit erbringen.

"Wer zukünftig keine relevanten Mindeststandards in puncto Cyber- und IT-Security vorweisen kann, wird ab Oktober 2024 keine Geschäfte mit der 'kritischen Infrastruktur' tätigen können", warnte Vybiral. Umso besorgniserregender sei es, dass 64 Prozent der Unternehmen die Auswirkungen dieser Richtlinie nicht bewusst sei.