Joe Kranawetter, Geschäftsführer von Weidmüller Österreich im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 3, APRIL 2016
Joe Kranawetter: »Bei der Entwicklung von Innovationen ist es wichtig, Dinge ­auszuprobieren. Dabei dürfen auch Fehler passieren.« © Weidmüller

Elementare Verbundenheit.

Bereits seit über 160 Jahren liegt der Fokus von Weidmüller auf Verbindungen. Anfangs noch als Textilunternehmen mit der Produktion von Druckknöpfen, heute im Bereich Industrial Connectivity mit internationaler Aufstellung in über 80 Ländern der Welt. 1967 startete Weidmüller auch in Österreich durch.
Seit 2011 steht Joe Kranawetter an der Spitze des Elektrotechnikspezialisten mit Sitz in Wiener Neudorf. Nach über zwanzig Jahren im Konzern und knapp fünf Jahren in der Chefetage zieht der erfolgreiche Geschäftsführer von Weidmüller Österreich eine erfreuliche Bilanz.

Blütezeit mit Bestand
Dank Produktinnovationen und Fokussierung auf wachsende Märkte gelang es Weidmüller immer wieder, auch in schwierigen Marktumfeldern seine Geschäftserfolge auszubauen. Die Jahre 2003 und 2005 sind Joe Kranawetter in besonders guter Erinnerung: „Ein Highlight meiner Karriere bei Weidmüller waren sicherlich die Zeiten der herausragenden Geschäftsergebnisse, wie zum Beispiel die Jahre 2003 und 2005.“ Aber auch das Jahr 2015 wird ihm als All-Time-High noch länger in Erinnerung bleiben, denn in diesem Jahr übernahm Joe Kranawetter auch den Verantwortungsbereich für die Westbalkanländer rund um Serbien – für Weidmüller eine Region mit Potenzial.

Proaktive Anpassungsfähigkeit
Wenn es um wirtschaftliche Anforderungen geht, steckt Joe Kranawetter auch in negativen Fällen nicht den Kopf in den Sand: „Für mich sind Chancen immer größer als Gefahren. Gerade in schwierigen Zeiten gilt es, sich auf die Vorteile der jeweiligen Situation zu konzentrieren und daraus entstehende Chancen bestmöglich zu nutzen. Dadurch entstehen Innovationen.“
Da sich diverse Marktbedingungen gerade in diesen Zeiten von Tag zu Tag verschärfen, kristallisierte sich für den erfahrenen Unternehmergeist des Öfteren Benchmarking als ein wichtiges Werkzeug heraus, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Durch Orientierung an den Besten der Besten und laufende Verbesserungsmaßnahmen wird ein Unternehmen erst überlebensfähig und stärkt dadurch sein Wachstumspotenzial. Die laufenden Ergebnisverbesserungen von Weidmüller sprechen dafür.

Raum für Ideen
Auch wenn ihn zunächst seine Affinität zur Technik in die Branche geführt hat, entwickelte die Unternehmensführung im Laufe der Zeit eine enorme Anziehungskraft auf Joe Kranawetter. Vor allem die Handlungs- und Gestaltungsspielräume eines geschäftsführenden Unternehmers üben eine besondere Faszination aus: „Ideen zusammen mit engagierten Menschen zu entwickeln und damit einen gemeinsamen Weg zu beschreiten, ist eine erfüllende Aufgabe.“
Seine langjährigen Geschäftsbeziehungen begründet er mit beidseitigem Interesse. „Hersteller und Kunde müssen in dieser Branche an einem Strang ziehen. Nur so entstehen nachhaltige Lösungen.“

Eigenverantwortung im Fokus
Mitarbeiter mit Hausverstand und Eigenverantwortung können Entscheidungen auch ohne ihren Chef treffen. Eine Fähigkeit, auf die Joe Kranawetter besonderen Wert legt – bei seinen Mitarbeitern und bei sich selbst: „Ich glaube, dass meine Mitarbeiter ein hohes Maß an Loyalität von mir erwarten können. Mein Anspruch an meine Mitarbeiter ist vor allem ein gesunder Hausverstand. Selbstverständlichkeiten gehören für mich einfach erledigt und nicht diskutiert.
Klar formulierte Ziele im Sinne des Ergebnisses ergeben meiner Meinung nach automatisch die notwendigen Schritte. Zwischenmenschliche Kompetenzen wie Respekt und Gesprächskultur sind für mich ebenfalls eine Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit.“

Eine Zukunft für Mensch und Maschine
Marktnahe Lösungen zu Industrie 4.0, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit waren die beherrschenden Branchenthemen des vergangenen Jahres und auch 2016 steht ganz im Zeichen der Digitalisierung: „Bei Weidmüller beschäftigen uns momentan die komplexen Themen Kommunikation, Software und Industrie 4.0. Auch die Datenproblematik und die daraus resultierenden Ergebnisse sind ein aktueller Schwerpunkt. Diese Themen bringen enormes Veränderungspotenzial für unser Geschäft. Neue Kundenstämme, veränderte Beurteilung von Situationen und längerfristige Entwicklungszeiträume sind nur ein Auszug der Aufgaben, die auf uns zu kommen.“
Dass Veränderungen nicht aufzuhalten sind, weiß Joe Kranawetter nur zu gut, darum wird dem Unternehmensnachwuchs bei Weidmüller eine besondere Bedeutung zugeschrieben: „Auch in Bezug auf meine persönliche Position im Unternehmen ist kein Stillstand in Sicht. Diesbezüglich versuche ich den Kreislauf zur nächsten Generation zu schließen und den Nachwuchs für das Unternehmen aufzubauen und für seine Produkte zu begeistern. Damit unsere Kunden auch in Zukunft die Firma Weidmüller guten Gewissens beauftragen können.“ (BO)

Elf Fragen an Joe Kranawetter.

Was wollten Sie als Kind werden?
Begründet auf meine Tätigkeit als Minis­trant, war es ein Kindheitswunsch, einmal Pfarrer zu werden. In späterer Folge konzentrierte ich mich eher auf die Entscheidungsfreiheit, die meinen späteren Traumberuf ausmachen sollte.

Was bedeutet Glück für Sie?
Für mich bedeutet Glück, die Dinge tun zu dürfen, die einen mit Leidenschaft erfüllen.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Zum einen Erwin Pröll, da er meiner Meinung nach ein sehr werteorientierter Mensch ist und durch seinen Beruf einer Idee verpflichtet ist, die sein gesamtes Leben ausfüllt. Zum andern Erhard Busek, der über ein unglaubliches Wissen verfügt.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Aus meinem Privatleben schöpfe ich sehr viel Kraft und bin überzeugt, dass meine Familie mein größtes Glück und somit – wenn Sie so wollen – mein größter Erfolg ist. Den beruflich größten Erfolg sehe ich eher noch in der Zukunft.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
So richtig von Herzen? Das ist gar nicht so lange her. Ich lache gerne aus der Situation heraus und versuche, das Leben mit all seinen vielen Facetten von der positiven Seite zu sehen.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
„Als Vertriebsleiter steht man immer zwischen zwei Mühlsteinen – dem Kunden und der eigenen Firma. Man kann nur bestehen, wenn man in Bewegung bleibt“. Eine Weisheit, die mir ein Verkaufsleiter während meiner Ausbildung mit auf den Weg gab und die sich im Laufe meiner Karriere zu dem Lebensmotto „Being different means being always one step ahead“ entwickelte.
Was ist das Beeindruckendste, das Sie in letzter Zeit erlebt haben?
Der Besuch eines Kochkurses. Seitdem habe ich größten Respekt vor Köchen und ihren hochkomplizierten Aufgaben. Ihre kreative Kopfarbeit und ihr Organisationstalent faszinieren mich enorm.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„Verpackung ist Verführung: Die Entschlüsselung des Packungscodes“ von Helene Karmasin.

Gibt es etwas, was Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Das Erklimmen eines Berggipfels in der Größenordnung Großglockner.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Etwas tun zu können, dass mir Freude bereitet.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie und warum?
Die Entscheidung zwischen Katze und Turopolje Schwein fällt mir hier schwer. Ich schätze und bewundere beide Tiere sehr, insbesondere aufgrund ihrer Unabhängigkeit von ihrem Umfeld.

ZUR PERSON
Die berufliche Laufbahn von Joe Kranawetter begann mit einer Lehre als Elektrotechniker. Im zweiten Bildungsweg ließ er sich zum Automatisierungstechniker und Verkaufsleiter ausbilden. Nach einigen Jahren im heimischen Industrieanlagenbau begann er seine Karriere bei Weidmüller, wo er innerhalb von 21 Jahren mehrere Abteilungen wie Vertrieb, Marketing und Verkaufsleitung durchlief, bevor er 2011 zum Geschäftsführer ernannt wurde. Ein Jahr danach wurde die Österreich-Zentrale im Industriezentrum NÖ-Süd eröffnet, die kurz darauf mit der klima:aktiv-Auszeichnung geehrt wurde.