Matthias Ortner, Vorstandsvorsitzender der Ottakringer Brauerei im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 2, März 2017
Seit 2015 ist Dipl.-Ing. Matthias Ortner, MBA, Vorstandsvorsitzender der Ottakringer Brauerei © Ottakringer

Leistung aus Leidenschaft.

An einem sonnigen Montagnachmittag machen wir uns auf den Weg in den traditionsreichen 16. Wiener Gemeindebezirk. Im hellen Großraumbüro der Ottakringer Brauerei herrscht geschäftiges Treiben. Mittendrin treffen wir den Vorstandsvorsitzenden Matthias Ortner und werden gleich zu Beginn unseres Gesprächs Zeuge seines unternehmerischen Enthusiasmus: „Bier ist mindestens so sorten- und facettenreich wie Wein“, erklärt er uns. „Allein die verschiedenen Aromen des Hopfens und zahlreichen Malzröstungen ermöglichen eine Geschmackstiefe und -vielfalt, die jener des Weins in jeder Hinsicht ebenbürtig ist.“ Als Mitglied der Genussbranche sei Bier zudem mit vielen starken Emotionen verbunden und damit ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Darüber hinaus ist Bier ein ständiger Begleiter schöner Erlebnisse und Situationen – sei es die herzhafte Mahlzeit im Stammlokal, ein Konzert der Lieblingsband, ein Wiener Derby oder ein Wiedersehen nach langer Zeit. „Wiens älteste Privatbrauerei ist seit über 180 Jahren für höchste Qualität sowie außergewöhnliche Geschmacksvielfalt seiner Produkte bekannt. Ein Unternehmen mit einer derartigen Historie, Tradition und Emotionskraft zu führen, ist eine ehrenvolle und schöne Aufgabe für mich.“

Erfolgreich im Kollektiv
Seinen starken Willen und Glauben an sich selbst bezeichnet Matthias Ortner als wichtige Faktoren seines Erfolges. „Hartnäckigkeit, Zielorientierung und die Vision, das Unternehmen zusammen mit meinem Team in eine positive Richtung zu lenken, haben mich dorthin gebracht, wo ich jetzt bin.“ Der lebendige Teamgeist des Unternehmens spiegelt sich auch im Führungsstil des engagierten Vorstands wider, den Matthias Ortner als „unkompliziert und keinesfalls autoritär“ bezeichnet. Unter dem Leitspruch „Dein Bier ist auch mein Bier“ pflegt Ottakringer eine sehr familiäre, offene und respektvolle Unternehmenskultur. Matthias Ortner hat definitiv erkannt, dass geteiltes Wissen mehr Erfolg bringt als gehortetes Wissen. Dass seine Mitarbeiter ihre Anliegen und Ideen ungehemmt und jederzeit aussprechen können, liegt ihm daher besonders am Herzen.

Tradition am Puls der Zeit
Um einen Vorteil gegenüber dem Wettbewerb zu haben, ist es essenziell, stets ein waches Auge auf den Markt zu haben. Im Fall von Ottakringer beschränkt sich dieser aber nicht allein auf die Getränkebranche, wie Matthias Ortner verdeutlicht: „Für uns ist es ebenso wichtig, wie sich der Handel und die Gastronomie entwickeln. Wir wollen möglichst früh erkennen, wo es hingeht, um rechtzeitig die notwendigen Schritte einleiten zu können. Dazu gehört auch eine zeitgemäße Anpassung des Angebots.“
Die starke Verbundenheit zum Standort Wien schlägt sich in der stetigen Produkterweiterung der Marke „Ottakringer“ nieder. Das „Wiener Original“ mit seiner 100-jährigen Rezeptur setzt seit der Produkteinführung im Jahr 2014 ein starkes Zeichen zur Geschichte und Herkunft der Brauerei und erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Mit Produkten wie dem „Wiener Original“ soll auch der derzeit noch geringe Exportanteil von zwei Prozent in Zukunft deutlich gesteigert werden. „Wir sind fest davon überzeugt, dass wir mit der Wiener Braukultur vor allem im benachbarten Ausland sehr gute Chancen haben“, zeigt sich Matthias Ortner optimistisch.

Ein Ort der Lebensfreude
Ottakringer begann bereits vor Jahren, die Tore der Brauerei für Veranstaltungen zu öffnen. Sowohl, um die historischen Räumlichkeiten zu präsentieren und als weiteren Geschäftszweig zu nutzen, als auch, um möglichst viele Konsumenten an Ort und Stelle mit dem Produkt in Verbindung zu bringen. Von Konzerten, allein 17 im vergangenen Jahr, über Pressekonferenzen bis hin zu Freiluftveranstaltungen wie den sommerlichen Braukulturwochen, wo im Rahmen eines neunwöchigen Bierfestes mit einem umfangreichen Rahmenprogramm die Wiener Braukultur zum Leben erwacht. Ein strategischer Geniestreich, der laut Matthias Ortner, das Angebot vor allem kulturell bereichert und auch in Zukunft massiv weiterverfolgt werden soll.

2016, das Jahr der Sechzehner
Bei Europas härtestem internationalem Bierwettbewerb, dem ‚European Beer Star’, schrieb Ottakringer im vergangenen Jahr Geschichte, denn bisher konnte keine heimische Brauerei mit gleich vier Bieren gewinnen und noch dazu zweimal Gold in den Kategorien der hierzulande bedeutendsten Biersorten, Helles und Pils, holen. Damit ist Ottakringer offiziell die Brauerei, die weltweit das beste Märzenbier braut. Mit dem ‚Gold Fassl Dunkles’ und der ‚Hausmarke 3 – Porter’ errang die Traditionsbrauerei zudem zweimal die Silber-Medaille. „Dass das Lieblingsbier der Wiener, ‚Ottakringer Helles’, nun vergoldet wurde, zeigt nicht nur, dass unsere Fans Geschmack haben, sondern, dass die hohe Qualität unserer vielfältigen Biersorten auch die weltweit schärfste Wettbewerbsjury beeindrucken konnte. Dies ist eine Auszeichnung, die sich das gesamte Ottakringer-Team, welches jeden Tag mit viel Expertise, Engagement und großer Leidenschaft dem schönsten Beruf der Welt, dem Bierbrauen, nachgeht, verdient hat.“ (BO)

Zwölf Fragen an Matthias Ortner.

Was wollten Sie als Kind werden?
Sportreporter. Bei großen Sportwettbewerben dabei zu sein und seinen „Senf dazuzugeben“ hat mich schon immer sehr begeistert.

Was bedeutet Glück für Sie?
Menschen um mich zu haben, mit denen ich Schönes erleben kann, die aber auch in schwierigen Zeiten für mich da sind.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„Die Älteste“ von Thomas Sautner.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Mahatma Gandhi und sein selbst- und waffenloser Kampf für Frieden und Freiheit.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Den Herausforderungen des Lebens positiv zu begegnen.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Mit Marcel Hirscher. Etwas mit Abstand am besten zu können und allen Erwartungen zum richtigen Zeitpunkt gerecht zu werden, fasziniert mich sehr.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Meine Familie.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in ihrem Leben getan haben?
Als begeisterter Skifahrer habe ich es gewagt, eine teuflisch steile Rinne am Arlberg hinunterzufahren. Im Nachhinein habe ich mich schon gefragt, ob das sein hätte müssen.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Heute morgen über eines der witzigen Bier-Videos, die mir mein Vorstandskollege Tobias Frank regelmäßig schickt.

Gibt es etwas, was Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Als Freerider im Tiefschnee über einen riesigen Felsen zu springen.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Tolle Menschen zu treffen und mit ihnen etwas zu bewegen.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und warum?
Ein Fuchs, wegen seiner Eleganz, Intelligenz und seinem familiären Engagement.

ZUR PERSON
Genussvolles Geschäft
Geboren im Salzburger Skiort Flachau zog es Matthias Ortner nach der Matura nach Wien, wo er an der Universität für Bodenkultur Agrarökonomik studierte und sich damit schon früh mit den Rohstoffen des Bieres und ihrer Vermarktung beschäftigte. Nach einer ersten Karrierestation im Bereich Landesprodukte und Großhandel wechselte er in die Ottakringer Gruppe, wo er mittlerweile seit 26 Jahren tätig ist. Die ersten 17 Jahre bei Ottakringer verbrachte Matthias Ortner in verschiedenen Verkaufspositionen (Leiter Gastronomieverkauf, Handel und Export). 2008 wurde er Geschäftsführer des Schwesterunternehmens Kolarik & Leeb, das aus der Fusion von Kolarik & Buben und Leeb Getränke hervorging. Mittlerweile ist das Getränkehandelshaus der größte Bier-Importeur Österreichs. 2015 kehrte Matthias Ortner zurück in die Ottakringer Brauerei und leitet seither das Unternehmen zusammen mit Tobias Frank als technischem Vorstand und erstem Braumeister.
Matthias Ortner ist seit 26 Jahren verheiratet und Vater von zwei Söhnen.