Markus Neumayr, Geschäftsführer von Ramsauer & Stürmer im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 11, DEZEMBER 2019/JÄNNER 2020
»Ich finde alles, was Spaß macht, sollte man mit Leidenschaft machen. Wenn dann was Gutes daraus entsteht, dann noch besser. Und wenn es Geld bringt – was will man mehr?« © Ramsauer & Stürmer

Bits & Bytes aus Handarbeit.

Ramsauer & Stürmer (R&S) wurde 1984 von Univ.-Doz. Dr. Helmut Ramsauer in Salzburg gegründet und ist heute eines der größten privaten österreichischen Software- und Beratungsunternehmen. Markus Neumayr ist bereits seit 1990 an Bord, seit 1999 ist er zweiter Geschäftsführer neben dem Unternehmensgründer, und seit 2019 steht er mit dessen verdientem Rückzug aus dem Tagesgeschäft als Alleinverantwortlicher am Ruder der Softwareschmiede.

„IT ist meine Passion“
Doch spulen wir noch einmal ein paar Jahre zurück. Der junge Markus Neumayr startete eigentlich als Industriekaufmann ins Berufsleben. Im Rahmen einer Lehre in einem großen Produktionsbetrieb lernte er alle betriebswirtschaftlichen Abteilungen kennen – von Einkauf, Produktion, Vertrieb und Marketing über Rechnungswesen bis hin zur Lohnverrechnung. „Als letzte Abteilung kamen die IT und das Operating an die Reihe. Nach meinem Grundwehrdienst war eines klar: IT ist meine Passion“, erzählt der Familienvater. Über den zweiten Bildungsweg und Ausbildungen am WIFI lernte er Informatik und startete in der Programmierung auf IBM-Mainframes und dann in die PC-Welt mit dBASE, dem damals dominierenden Datenbankmanagementsystem.
Bei Ramsauer & Stürmer fing Neumayr gleich mit einem ambitionierten Projekt an: der Programmierung eines Produktionsplanungs- und Steuerungssystems für einen in Salzburg ansässigen Gewürzbetrieb. Bits und Bytes aus Handarbeit blieben für die nächsten Jahre der Mittelpunkt seiner Karriere, mit der Zeit kam der Verkauf auf Messen dazu. Seine Begeisterung für Software im Allgemeinen und die eigenen Produkte im Besonderen blieb auch anderen nicht verborgen, Angebote und Abwerbeversuche waren die Folge, „die ich aber damals alle ausschlug, und das war gut so“. Denn so bekam er die Chance, als Gesellschafter bei R&S mitzugestalten und das damalige Fünf-Mann-Unternehmen mit aufzubauen. Das war 1999. 20 Jahre später, unter der Führung der Doppelspitze bestehend aus Markus Neumayr und Helmut Ramsauer, sind daraus 130 Mitarbeiter geworden. Beachtlich in einer Branche wie der IT, die in dieser Zeit großen Veränderungen unterworfen war und weiterhin ist. Hat Neumayr ein Erfolgsrezept? „Zielstrebigkeit ist das eine, und immer wieder aus Fehltritten zu lernen ist sicher sehr wichtig. Noch wichtiger ist aber, das Ganze zu sehen und nicht vor der großen internationalen Konkurrenz Angst zu haben. Ich war damals auf der IFABO (Anm.: Die Internationale Fach-Ausstellung für Büro-Organisation fand von 1970 bis 2002 jährlich in Wien statt.) mit einem Drei-Quadratmeter-Stand vertreten, und IBM und Microsoft hatten ganze Hallen. Aber ich wollte einfach eine tolle Software erstellen und diese auch verkaufen. An neuen Ideen hat es nie gefehlt, und diese haben wir und der enge Kreis in meinem Umfeld immer umgesetzt. Das hat bis heute nicht aufgehört, und wir schaffen Funktionalität, die andere so nicht anbieten können.“
Im Herzen ist der seit 24 Jahren glücklich verheiratete Familienmensch ein „Code-Jongleur“ geblieben und weiß dadurch genau, wovon er redet und worum es seinen Kunden geht: „Im Grunde würde ich gern den ganzen Tag tüfteln und mich mehr mit der Technik beschäftigen. Als Gesellschafter und Geschäftsführer geht das leider nicht mehr in diesem Ausmaß. Trotzdem behalte ich genau diesen Freiraum für mich, und dann höre ich oft: ‚Wieso machen Sie das bei so einem Unternehmen immer noch selbst?‘ Aber genau das sehe ich als Stärke, kann dadurch entsprechend Probleme und neue Trends einschätzen und bleibe am Ball.“ Das ist vielleicht eines der größten Assets des Unternehmens R&S: die beständige Führung des Unternehmens über Jahrzehnte durch Experten und Kenner der Materie, die auch noch die Welten der Business und der IT in sich vereinen und weder die eine noch die andere Seite voranstellen. Oder, mit den Worten von Markus Neumayr: „Es ist nicht die Software und die Technik allein, sondern die Aufgabe, Betriebe in den Abläufen zu restrukturieren sowie den Endanwendern optimierte Lösungen zur Verfügung zu stellen und ihre Arbeit zu vereinfachen. Wir schaffen Lösungen für die Praxis, und das spürt und sieht man in der rs2-Lösung, wie unser Produkt heißt.“

Ausgeben kann man nur, was man hat
In Zeiten von Venture Capital, kurzfristigen Investments und hochriskanten Unternehmensentscheidungen, die leider nur allzu oft nach hinten losgehen, ist R&S ein Fels in der Brandung und gerade dadurch erfrischend anders. „Wir haben bis jetzt immer einen sehr soliden und vorausschauenden Kurs im Unternehmen gefahren. Die Entwicklung hätte mit mehr Risiko eventuell schneller gehen können. Aber im Privaten wie in der Firma gilt eine Formel: Ausgeben kann ich nur das, was ich habe. So ist auch die wirtschaftliche Ausrichtung im gesamten Unternehmen“, beschreibt es Neumayr.
In einem Unternehmen mit 130 Mitarbeitern kann es manchmal zugehen wie in einem Bienenstock. Dazu passt das neueste Hobby des begeisterten Sportlers: „Ich habe einige Bienenstöcke und heuer erstmals die eigene Honigernte erhalten. Das macht echt Spaß.“ Als Ausgleich zu dem Gewusel in der Firma und bei der Imkerei steht unter anderem Yoga auf seinem Freizeitplan. Obwohl man bei Markus Neumayr ohnehin nicht so streng zwischen Arbeit und Freizeit trennen muss, denn: „Für mich war Arbeiten einfach nie Arbeit und damit keine gefühlte Belastung. Ich finde alles, was Spaß macht, sollte man mit Leidenschaft machen. Wenn dann was Gutes daraus entsteht, dann noch besser. Und wenn es Geld bringt – was will man mehr?“ (RNF)


12 Fragen an Markus Neumayr

Was wollten Sie als Kind werden?
Zuckerbäcker, aber das frühe Aufstehen hat mich dann doch davon abgehalten.

Was bedeutet Glück für Sie?
Gesund sein zu dürfen und das machen zu können, was ich gern mache. Dabei Personen zu haben, die mich dabei unterstützen, egal was ich mache.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„The Big Five for Life“ und immer wieder „Sorge dich nicht – lebe!“.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Wirtschaftlich Mutige, die immer wieder neue Wege aufzeigen, keine spezielle Person.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Dass meine Familie mich auf meinem ganz speziellen Weg begleitet – das ist nicht selbstverständlich. Finanziell die Unabhängigkeit und damit das tun zu können, was mir mit meinem Unternehmen wichtig ist.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in Ihrem Leben getan haben?
Fallschirmspringen und auf 40 Meter runtertauchen.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Über meine Tochter mit meiner Frau.

Gibt es etwas, das Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Nein. Was ich machen möchte, das mache ich.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Einfach die Freude am Leben und die Herausforderungen des Tages zu meistern. Leider ist der Tag meist zu kurz.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Sorge dich nicht, lebe jeden Tag als wäre es dein letzter. Jede Herausforderung bringt mich ein Stück weiter.

Mit wem würden Sie gern einen Tag lang tauschen?
Bill Gates.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und warum?
Ein Vogel. Der kann einfach überall hin und das ohne großen Aufwand. 

ZUR PERSON
Der Software-Visionär
Markus Neumayr stieß 1990 zu Ramsauer & Stürmer. 1999 stieg er zum zweiten Geschäftsführer auf und leitete seither als geschäftsführender Gesellschafter zusammen mit Dr. Helmut Ramsauer die Ramsauer & Stürmer Unternehmensgruppe. Durch den Ruhestand von Dr. Ramsauer zeichnet Markus Neumayr seit 2019 allein für die Geschäftsführung verantwortlich. Er gilt als Visionär – engagiert verfolgt er das Ziel, Geschäftsprozesse zu vereinfachen und den State of the Art von ERP-Lösungen neu zu definieren.