Gas aus Rübe statt aus Russland

NEW BUSINESS Innovations - NR. 05, MAI 2022
Der ca. 2x1x1 m große Fermenter kann im Jahr bis zu 1.000 kg Küchen- und Gartenabfälle fermentieren und dabei – dank des Bio-Boostings und der Advanced Adsorption – bis zu 1.000 kWh Gas in bester Qualität herstellen. © Krajete GmbH

Gas für Haus und Hof im eigenen Garten herzustellen, ist dank innovativer Verfahren eine echte Alternative zur Abhängigkeit vom Importgas. Wesentlich sind dafür Methoden zur Gasaufreinigung ...

... die für die Autoindustrie entwickelt wurden.

Küchen- und Gartenabfälle zu kompostieren ist ressourcenschonend und nachhaltig – und dank neuester Entwicklungen auch geeignet, einen signifikanten Beitrag zur privaten, unabhängigen Gasversorgung zu leisten. Entscheidend dafür sind aktuelle Entwicklungen der Krajete GmbH, die ihre jahrelange Erfahrung in der biologischen Gasproduktion und der Aufreinigung von Gasen nun auch in den Dienst hauseigener Gasherstellung stellt.

Hohe Ausbeute dank Bio-Boostern
Dabei setzt die Krajete GmbH auf eine Bio-Booster-Technologie. Diese nutzt nachhaltig produzierten Wasserstoff (H2), der in den Fermenter eingespeist wird und spezielle Fermentationsprozesse anregt. Hier kommt der Krajete GmbH ihre Kompetenz mit sogenannten Archäa zugute – Mikroben, die reines Methan aus CO2 und H2 herstellen können. Eine Fähigkeit, die andere Bakterien konventioneller Fermentationsanlagen nicht besitzen.

Diese Bakterien stellen sogenanntes Biogas her, das zur Hälfte aus Methan und zur anderen Hälfte aus CO2 besteht. Üblicherweise wird das CO2 in aufwendigen Reinigungsprozessen entfernt und dann in die Umgebungsluft abgegeben.

„Das ist eine teure und klimaschädliche Verschwendung. Unsere Archäa agieren hingegen effizient und klimafreundlich. Sie setzen das CO2 zu Methan um und steigern so die Gasausbeute auf fast das Doppelte“, erklärt Alexander Krajete, Gründer und CEO des gleichnamigen Unternehmens. Dabei bietet das Bio-Booster-Verfahren nicht „nur“ den Vorteil der gesteigerten Gasproduktion, sondern erlaubt es bei vorhandenen Photovoltaikanlagen, den oftmals überschüssig produzierten Strom in Form hochwertigen Wasserstoffs zu speichern – statt ihn für wenig Geld ins Stromnetz einzuspeisen.

Dazu Alexander Krajete: „Unsere Technologie erlaubt es, mit Überschuss-Strom Wasser in H2 und Sauerstoff zu spalten und den Wasserstoff dann später für das Boostern der Gasherstellung durch Archäa einzusetzen. Damit wird die Methanausbeute ja enorm gesteigert und der billige Überschuss-Strom so zu einem Lieferanten wertvoller Energie.“

Advanced Adsorption
Tatsächlich ist die biologische Gasherstellung aus Grünabfällen eine bereits lang bewährte Methode in der Landwirtschaft. Dort wird Biogas mit hohem CO2-Anteil in großen Fermentern hergestellt und in speziellen Blockheizkraftwerken für die Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt. Eine Nutzung wie Erdgas – in der dafür vorgesehenen Infrastruktur – ist aufgrund des hohen CO2-Anteils und anderer Verunreinigungen aber nicht unmittelbar möglich.

Genau hier setzt weiteres Know-how der Krajete GmbH an: „Wir haben in langjähriger Zusammenarbeit mit großen europäischen KFZ-Herstellern Technologien zur Aufreinigung von Abgasen entwickelt“, erklärt Alexander Krajete. „Stickoxide und andere Verunreinigungen können wir mit einer eigens entwickelten Adsorptionstechnologie entfernen – diese Advanced-Adsorption-Technologie ist extrem vielseitig einsetzbar.“ So auch für die Aufreinigung von Gas aus Fermentern, das erst durch die Entfernung von Fremdgasen die Reinheit und Qualität erhält, die für die Nutzung als Erdgas benötigt wird.

Das Unternehmen entwickelt nun einen Fermenter, der für einen normalen Familienhaushalt konzipiert ist. Der ca. 2 x 1 x 1 Meter große Fermenter kann im Jahr bis zu 1.000 kg Küchen- und Gartenabfälle fermentieren und dabei – dank des Bio-Boostings und der Advanced Adsorption – bis zu 1.000 kWh Gas in bester Qualität herstellen. Genug, um die Gasrechnung eines Einfamilienhaushalts signifikant zu reduzieren. (BS)


INFO-BOX
Learning from nature
Das in Pasching angesiedelte Unternehmen arbeitet in zwei Kerngebieten. Zum einen geht es um die Luft- und Abgasreinigung zur Entfernung von Stickoxiden, Kohlendioxid, Kohlenmonoxid und VOC (volatile organic components, Feinstaub) für kleine und große Emittenten und zum anderen um die direkte CO2-Nutzung durch Gasfermentation zu Methan mit speziellen Mikroorganismen aus der Archäa-Domäne. 

www.krajete.com