Kohle-Embargo ist Teil der Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs © APA - Austria Presse Agentur

Die EU-Staaten dürfen ab morgen, Donnerstag, keine Kohle mehr aus Russland importieren. Um Mitternacht endet die Übergangsperiode für das Kohle-Embargo gegen Russland, das die EU-Staaten als Teil des fünften Sanktionspakets im April beschlossen haben. Damit sich die Industrie auf das Einfuhrverbot einstellen konnte, haben sich die Länder damals auf eine Übergangsfrist von 120 Tagen geeinigt. Die deutschen Importeure fürchten keine Lieferengpässe, sehen aber andere Probleme.

Ziel des Importstopps ist es, die russische Wirtschaft vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine weiter zu schwächen. Nach Angaben der EU-Kommission im April könnte das Kohleembargo ein Minus von rund 8 Mrd. Euro pro Jahr für Russland bedeuten.

Mit dem Kohle-Embargo sanktionierte die EU erstmals Energielieferungen aus Russland. In einem späteren Sanktionspaket einigten sich die EU-Länder zudem darauf, russische Öllieferungen weitgehend zu verbieten, um den Druck auf Moskau weiter zu erhöhen. Dies soll jedoch erst ab Ende des Jahres gelten, mit Ausnahmen für einige besonders abhängige Länder wie Ungarn.

Die deutschen Kohlenimporteure rechnen trotz des ab Donnerstag geltenden Importverbots für russische Steinkohle nicht mit Lieferengpässen. "Kohle ist auf dem Weltmarkt verfügbar", sagte Vorstandschef Alexander Bethe vom Verein der Kohlenimporteure (VdKi) der Deutschen Presse-Agentur dpa. Hauptlieferländer seien jetzt die USA, Südafrika, Australien, Indonesien und Kolumbien.

2021 stammten laut Verband noch fast 50 Prozent der Steinkohle- und Koksimporte aus Russland, gut 17 Prozent aus den USA und mehr als 13 Prozent aus Australien. Aus Russland waren das knapp 20,5 Millionen Tonnen. Laut VdKi kamen von Jänner bis einschließlich Mai noch rund 7,2 Millionen Tonnen Steinkohle nach Deutschland. Neuere Zahlen liegen noch nicht vor. Die russische Kohle wurde vor allem als Brennstoff für Kraftwerke verwendet.

"Der Umstieg auf Alternativ-Kohlen ist bis jetzt relativ problemlos verlaufen", sagte VdKi-Vorstandschef Bethe. Einige Kraftwerke seien noch im Testbetrieb, was die neue Zusammensetzung des Kohle-Brennstoffmix angehe. Sie würden im September umgestellt.

Wann genau die letzte russische Kohle nach Europa kam, wisse er nicht. "Das typische Verhalten am Markt war so, dass den russischen Lieferanten gesagt wurde, ihr könnt bis einschließlich Juli liefern." Im Wesentlichen sei die Kohle über die sogenannten ARA-Häfen gekommen: Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen. In Deutschland sei russische Kohle etwa über Hamburg, Rostock und Wilhelmshaven importiert worden.

Auch ohne russische Kohle rechnet Bethe ab September mit einer "erheblichen Mengensteigerung der monatlichen Importmengen". Grund sei vor allem die vorübergehende Wiederinbetriebnahme von Steinkohlekraftwerken, die bisher in der Netzreserve waren. In der Folge befürchtet der Verbandschef fehlende Umschlagkapazität in den Seehäfen sowie zu wenig Transportraum auf Binnenschiffen und in Güterzügen. "Die Politik ist aufgefordert, der Steinkohlebranche einen längeren Planungshorizont als lediglich die "Notnagelperspektive" dieses Winters zu eröffnen. Nur so kann logistisch vorgesorgt werden", sagte er.

Österreich hat voriges Jahr mengenmäßig 28 Prozent seiner Steinkohleimporte aus Russland bezogen, gemessen am Einfuhrwert war es ein Fünftel, geht aus vorläufigen Daten der Statistik Austria hervor. Insgesamt führte Österreich 2021 Kohle im Importwert von 519,2 Mio. Euro ein. Von der gesamten Kohle-Importmenge von 3,34 Mio. Tonnen stammten 1,38 Mio. t aus Polen, 942.200 t aus Russland, 414.800 t aus Australien, 253.000 t aus den USA und 119.300 t aus Ungarn. Der nächstgrößere Lieferant für Österreich war Deutschland mit 110.700 t. Nach Angaben der Österreichischen Energieagentur von Anfang April machte Kohle zuletzt knapp 8 Prozent des heimischen Energieverbrauchs aus.