Für das 1,5-Grad-Ziel müssen die CO2-Emissionen stark sinken © APA - Austria Presse Agentur

Die Konjunkturhilfen der OECD-Länder heizen den Planeten weiter auf. In den insgesamt 43 untersuchten Ländern machen "grüne" Maßnahmen nur 17 Prozent der Programme aus, mit denen die Wirtschaft nach der Coronakrise angekurbelt werden soll. Abseits davon mangle es an Kohärenz. "Das Volumen, das negative oder gemischte Konsequenzen für die Umwelt hat, ist mindestens so groß", schreibt die OECD in einem am Donnerstag veröffentlichen Bericht über die Folgen der Corona-Pandemie.

Die Pandemie habe einen Einblick auf das Ausmaß der Anstrengung gegeben, die nötig sei, um die Klimaziele zu erreichen, so die OECD. Die Vereinten Nationen schätzten Ende 2019, also kurz vor Ausbruch des SARS-CoV-2-Virus, dass die globalen Treibhausgas-Emissionen ein Jahrzehnt lang jährlich um 7,6 Prozent gesenkt werden müssen, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. "Das impliziert, dass die globalen Emissionensreduktionen in einem ähnlichen Ausmaß wie im ersten Jahr der Pandemie Jahr für Jahr für weitere neun Jahre wiederholt werden müssen", so die OECD. Tatsächlich zeigten die CO2-Emissionen auf Monatsbasis aber eine Rückkehr zu "business as usual". Im Dezember 2020 sei der weltweite Treibhausgasausstoß bereits wieder um 2,1 Prozent höher gewesen als im Dezember 2019.

Die OECD hat in ihrem Bericht untersucht, welche vielseitigen Folgen die Pandemie auf das Leben der Menschen hat. Aus der Gesundheitskrise habe sich rasch eine globale Wirtschafts- und Sozialkrise entwickelt mit potenziellen Langzeitfolgen, fasste die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zusammen. Die Pandemie traf viele Menschen unterschiedlich stark. So hatte, obwohl das verfügbare Haushaltseinkommen im Schnitt um 2,9 Prozent stieg, ein Drittel der Bevölkerung in 25 OECD-Ländern Ende 2020 finanzielle Probleme.

Zwischen 2019 und 2020 stieg der Anteil der jungen Menschen im Alter von 15 bis 29 Jahren, die weder in Arbeit noch in Ausbildung sind, in Österreich von zehn auf zwölf Prozent und im OECD-30-Durchschnitt von 13 auf 14 Prozent. Die geleisteten Arbeitsstunden gingen in Österreich durch Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit um über 15 Prozent zurück. In Mexiko und der Türkei sanken die Arbeitsstunden um über 30 Prozent, am geringsten war der Rückgang in den skandinavischen Ländern.

Infolge der Pandemiebekämpfung arbeiteten in Österreich zeitweise über 40 Prozent der Beschäftigten von daheim. In Europa am höchsten war die Homeoffice-Quote in Finnland mit 60 Prozent, am niedrigsten in Griechenland und Ungarn mit unter 30 Prozent. Nicht alle Berufe können im Homeoffice ausgeübt werden, die OECD schätzt, dass in der EU nur rund ein Viertel der Jobs homeoffice-tauglich ist. Eine Mehrheit will aber auch nach der Pandemie zumindest an mehreren Tagen pro Woche im Homeoffice arbeiten.

Die Pandemie hat sich laut OECD auch stark die Psyche ausgewirkt. In Österreich stieg der Anteil der Menschen mit geringer Lebenszufriedenheit 2020 von drei auf fünf Prozent und 16 Prozent fühlten sich einsam. In der OECD war Ende 2020 mehr als ein Viertel gefährdet, depressiv zu werden. Ein Drittel gab an, zu erschöpft für Hausarbeiten gewesen zu sein. Diejenigen, die von zuhause aus gearbeitet haben, haben zwar mehr Zeit mit ihrer Familie verbracht, allerdings darunter gelitten, dass die Arbeit in ihr Privatleben schwappte. Vor allem für Jüngere und Eltern sei die Homeoffice-Zeit herausfordernd gewesen.

Mit der Dauer der Pandemie stellte sich auch ein Vertrauensverlust ein. Im Frühjahr 2021 sah eine Mehrheit die Gesellschaft gespaltener als vor Corona. Der Anteil der Menschen, der sagt, er fühle sich aus der Gesellschaft ausgeschlossen, stieg von 10 Prozent im Juli 2020 auf 25 Prozent im März 2021. Gleichzeitig stieg 2020 auch der Anteil jener, die der Regierung vertrauen, in Österreich von 51 auf 63 Prozent, im OECD-Schnitt von 45 auf 49 Prozent.